Beitragvon Runner » Do 31. Jan 2008, 09:38
Hab eben noch was lustiges zum Thema bei der Rheinpfalz-Online gefunden. Für alle zum mitlesen und schmunzeln.
Der FCK Zug
Einst gab es einen sehr beliebten, stets gut besetzten, feuerroten Zug, der aus der schönen idyllischen Pfalz kommend quer durch Deutschland und manchmal sogar durch Europa zahlreiche zufriedene Fahrgäste beförderte. Es gab zwar gelegentlich Probleme mit dem Fahrplan oder der Technik, aber weil er immer Hauptgleise be-nutzen durfte, erreichte er stets – mehr oder weniger verspätet - sein Ziel.
Nun begab es sich aber im Jahr 1996, dass der Lokomotivführer, wohl etwas desori-entiert, plötzlich vom rechten Weg abkam und auf ein Nebengleis geriet. Die Fahr-gäste und sogar das Zugpersonal waren darüber derart erbost, dass sie den Zug-chef sogleich in die Wüste schickten.
Einer glücklichen Fügung war es aber zu verdanken, dass zufällig gerade auf dem benachbarten Hauptgleis vom Personal eines bayerischen Zuges ein allgemein an-gesehener und erfahrener Lokführer entlassen wurde, weil dieser sich nicht so recht an die dort geltende Kleiderordnung halten wollte. Da die pfälzer Zugmannschaft auf Anzug, Krawatte oder Lederhose keinen großen Wert legte, wurde der aus Bremen stammende Lokführer namens Otto kurzerhand verpflichtet, die verirrte Lok wieder auf das richtige Gleis zu führen.
Erwartungsgemäß fand der neue Lokführer sehr schnell wieder auf die Hauptstrecke zurück. Dank seiner hervorragenden Fahrplankenntnisse und einer ausgezeichneten Zugmannschaft gelang es ihm sogar schon im darauffolgenden Jahr, alle Fahrgäste ohne Zwischenfälle absolut pünktlich zu ihrem gewünschten Ziel zu bringen.
Eines Tages aber blieb die Lok schon kurz nach der Abfahrt vom Betriebshof in Kai-serslautern einfach stehen. Da niemand aus dem Zugpersonal aber die Ursache dafür finden konnte, schob man Otto die Schuld zu und gab ihm, trotz seiner Be-liebtheit bei den Fahrgästen einfach den Laufpass. Da gerade kein anderer Zugchef zur Verfügung stand, wurde kurzerhand ein ehemaliger Mitarbeiter, der früher erfolgeich für den Motor der Lok zuständig war, gegen ein fürstliches Entgelt aus dem Ruhestand gelockt und nunmehr mit der Führung des roten Zuges betraut.
Mit dem neuen Lokführer Andy lief die Lok zwar zunächst wieder an und auch der Fahrplan wurde im Großen und Ganzen eingehalten, doch gab es nach einiger Zeit immer öfter Probleme. Weil man nun nicht so recht wusste, ob diese Probleme an dem Lokführer oder dem Motor der Lokomotive liegen, baute man zwar gebrauchte, aber dennoch teure Ersatzteile namhafter ausländischer Bahnmotorenwerke ein und wechselte zusätzlich noch die Lokführer. Trotzdem blieb die Bahn immer wieder stehen und alle waren ratlos.
Nun meldeten sich die Fahrgäste lauthals zu Wort und forderten die Entlassung des gesamten Personals, denn dieses sei letztlich für die ganze Misere verantwortlich. Dem Druck der Fahrgäste konnte das für den Zug verantwortliche Bahnunternehmen namens FCK auf Dauer nicht mehr länger standhalten und so kündigte man dem erfolglosen Zugpersonal und stellte neue Kräfte ein. Dieses hatte zwar größtenteils vom Bahnverkehr keine Ahnung, aber der Chef der neuen Crew namens René konnte angeblich ganz gut mit Geld umgehen. Kaum war die neue Mannschaft im Amt, stellte diese fest, dass das aus dem Fahrkartenverkauf eingenommene Geld noch nicht einmal für genügend Treibstoff ausreicht. Um wieder zu Kohle zu kommen, verscherbelte man alles was zu Geld zu machen war. Wertvolles Motorenzubehör und auch die teuren Ersatzteile aus dem Ausland wurden verkauft. Hierdurch wurde die Bahn aber leider immer langsamer und langsamer. Dennoch reichten die erzielten Einnahmen nicht für den notwendigen Sprit, so dass man schließlich sogar noch alle Waggons verkaufen und für viel Geld zurückmieten musste.
Jetzt konnte endlich genügend Treibstoff eingekauft werden und die wartenden Fahrgäste gerade noch rechtzeitig am Bestimmungsort abgesetzt werden.
Als der Zugchef merkte, dass er zwar die Finanzen in den Griff bekommen hatte, der Zug aber nun in einem so schlechten Zustand war, dass er wohl bald stehen bleiben würde, entschloss er sich den Arbeitgeber zu wechseln und zwar noch bevor jemand das von Ihm angerichtete Desaster bemerkt.
Im Jahr 2006 geschah es dann, dass der Zug trotz neuer Crew und kostspieliger Anpassung der Waggons an Weltstandards wieder auf das ungeliebte Nebengleis geriet. Doch dieses Mal vertraute das Fahrpersonal und auch die Betriebsleitung dem aus der Region stammenden Lokführer Namens Wolfgang.
Wolfgang war gelernter Bremser und verstand auch die Sprache der Einheimischen rund um den Heimatbahnhof Kaiserslautern. Allerdings verstand er nichts davon, wie man eine Lok wieder auf das richtige Gleis zurückführt. Das Missfiel verständlicher Weise allen Beteiligten, so dass auch er schon nach kurzer Zeit wieder gehen musste.
Da das Bahnunternehmen FCK aber immer noch klamm bei Kasse war, entschloss man sich keine der gerade zur Verfügung stehenden gestandenen Lokomotivführer, sondern einen jungen kostengünstigen Berufsanfänger einzustellen.
Wieder bot sich ein ehemaliger Mitarbeiter an, der sich besonders gut mit dem An-trieb der Zugmaschinen auskannte und früher schon die rote Lok immer bestens in Schuss hielt. Der schweizer Spezialist verlangte aber wohl zuviel Lohn und wollte zudem auch wesentliche Teile der Crew, insbesondere den für den schlechten Zu-stand des Zuges mitverantwortlichen Lokführerassistenten, austauschen. Das Un-ternehmen FCK konnte und wollte sich das aber nicht leisten. Außerdem war der Schweizer aufgrund seiner allzu offenen Art ohnehin beim Personal nicht sonderlich beliebt. Und so stellte man lieber einen auf deutschen Strecken noch völlig unerfah-renen jungen Skandinavier ein.
Dieser fuhr nun unbeirrt und unbemerkt vom Zugpersonal immer weiter dem Ab-grund entgegen.
Schon fast flehende Versuche des erfahrenen ehemaligen ´lautrer Mitarbeiters Klaus, eine Kurskorrektur durchzusetzen, scheiterten kläglich, denn das Personal war viel zu sehr mit dem Zusammenraffen der nur noch spärlich fließenden Einkünf-te beschäftigt. Und so verpasste der Lokführer immer wieder die Chance, den Zug auf das richtige Gleis zu bringen.
Aufgrund seiner mangelnden Erfahrung übersah er sämtliche Signale und fuhr unbeirrt weiter in Richtung Abgrund.
Einige Fahrgäste bemerkten schließlich, dass sich der FCK-Zug auf dem toten Gleis befand. Aber ihr lautes Rufen drang nicht bis zum Führerstand vor. Die übrigen Fahrgäste waren zwar von dem Geschrei zunächst aufgeschreckt, aber jedes Mal, wenn der Zug eine Kurve fuhr war der Abgrund nicht mehr sichtbar und man beru-higte sich wieder, bis man schließlich den verängstigten Mitfahrern keine Beachtung mehr schenkte.
Nun sitze ich hier im letzten Zugabteil und denke, dass es wohl besser ist, den Zug hier an der Haltestelle „Winterpause“ zu verlassen, denn dieser wird sicherlich bald in den Abgrund stürzen und alle Fahrgäste mit sich reißen. Sein eigentliches Ziel wird er so jedenfalls nie erreichen. Vorher werde ich aber diese Zeilen in der Hoff-nung zurücklassen, dass sie von anderen Fahrgästen gelesen werden und es die-sen vielleicht doch noch durch lautes Rufen gelingt, einen Kurswechsel herbeizufüh-ren. Ich würde mich jedenfalls freuen, irgendwann einmal wieder mitfahren zu kön-nen.
Aufgeschrieben vom Exlautrer, am 21.01.2008.
Das Haus gehört der Bank, das Auto meinem Arbeitgeber, meine Frau Vögelt mit meinen Nachbarn u. meine Kinder hab ich herausgefunden sind von dem platonischen Freund meiner Frau. Aber man soll ja optimistisch in die Zukunft schauen :-)