Sie wünschen, verehrter Export, wir spielen ...
"Traditionsverein mit WM-Torwart und Pech im Pokal
Hintergrund: Mit dem FK Pirmasens spielt einer der renommiertesten pfälzischen Fußballklubs morgen im Pokal beim VfL Neustadt
Von Peter Brandstetter
PIRMASENS. Der Oberliga-Dritte FK Pirmasens ist morgen, 19 Uhr, im Achtelfinale des Fußball-Verbandspokals Gast des Landesligisten VfL Neustadt. Mit dem FKP kommt ein Hochkaräter des pfälzischen Fußballs. Was das Scheitern in Bundesliga-Aufstiegsrunden betrifft, ist der FK Pirmasens sogar Rekordhalter im deutschen Fußball. Fünfmal (1964, 1966, 1970, 1971, 1975) pochten die Südwestpfälzer an das Tor zur Eliteklasse, doch sie wurden nie reingelassen.
Am knappsten war es 1966, als sie von sechs Partien gegen Fortuna Düsseldorf, Hertha BSC Berlin und Kickers Offenbach nur eine verloren, aber wegen des schlechteren Torverhältnisses hinter dem punktgleichen, von Kuno Klötzer trainierten Aufsteiger Düsseldorf nur Rang zwei belegten. Und 1975 führte „die Klub” als Vizemeister der 2. Bundesliga Süd im Hinspiel gegen Bayer Uerdingen (mit Friedhelm Funkel) schon mit 4:2, um dann nach einem 4:4 und einem 0:6 in der Grotenburg-Kampfbahn deutlich zu verlieren.
Noch einen deutschen Fußball-Negativrekord hält „die Klub”: Bis heute schnitt kein Zweitbundesligist so schlecht ab wie der FKP in der Saison 1977/78, als er - dem Konkurs nahe - oft mit A-Junioren und Amateuren antrat und am Ende 6:70 Punkte sowie 25:120 Tore aufwies.
Auch im DFB-Pokal widerfuhr den Pirmasensern einzigartig Tragisches. 1960 standen sie - wie schon vier Jahre zuvor - im Halbfinale, doch dieses Mal gewannen sie, dachten sie zumindest. Denn der 4:3-Sieg beim Karlsruher SC wurde annulliert, da der aus der DDR geflüchtete FKP-Stürmer Rolf Fritsche laut DFB-Vertragsspieler-Statut keine Spielberechtigung besaß. Pirmasens verwies vergeblich darauf, dass Fritsche eine Spielerlaubnis des Süddeutschen Fußballverbands hatte. Das Wiederholungsspiel verloren die Pirmasenser dann mit 0:2 beim KSC, der daher ins Pokalfinale einzog, dieses allerdings vor 50.000 Zuschauern in Düsseldorf mit 2:3 gegen Borussia Mönchengladbach verlor. Es war Gladbachs erster nationaler Titel, der gleich den Einzug in den erstmals ausgetragenen Europapokal der Pokalsieger bedeutete.
1960 - das war mitten in der großen Zeit des FK Pirmasens, der mit Torwart Kubsch ein Mitglied des Weltmeisterkaders von 1954 stellte. 1958, 1959, 1960 und 1962 erreichte der FKP die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft, war also stets national unter den acht Top-Teams. Am 23. Mai 1959 sorgte das mit 2:3 verlorene Endrundenmatch des FKP beim späteren deutschen Meister Eintracht Frankfurt für die bis dato höchste Zuschauerzahl (81.000) bei einem Fußballspiel in Frankfurt.
Dass die damals 60.000, heute nur noch knapp 44.000 Einwohner zählende Stadt mal eine so große Nummer im deutschen Fußball war, lag nicht zuletzt an großen Sponsoren aus der Schuhindustrie, deren Hauptstadt Pirmasens war. Ein Beleg dafür; 1957 wechselten Trainer Helmut Schneider und Starstürmer Helmut Kapitulski vom amtierenden Deutschen Meister Borussia Dortmund nach Pirmasens!
Seit 1978 spielte der FKP maximal in der dritten Liga. Doch es gibt inzwischen wieder positive Entwicklungen. Auf dem ehemaligen Kasernengelände der Amerikaner wächst die Fachhochschule von Jahr zu Jahr, und ebenfalls auf der Husterhöhe ist ein topmoderner Sportpark mit drei Naturrasenplätzen und einem Kunstrasenfeld entstanden. Das 2004 eingeweihte Stadion fasst 10.000 Zuschauer und war schon Schauplatz von drei Junioren-Länderspielen; Manuel Neuer und Mesut Özil spielten mit der deutschen U21 schon dort.
Vergangene Runde verfehlte der FKP die Meisterschaft in der Oberliga nur um zwei Tore. Von der jetzigen Mannschaft waren sieben Spieler schon 2006 dabei, als die Pirmasenser ihren größten nationalen Erfolg seit vielen Jahren feierten. Im Elfmeterschießen bezwangen sie sensationell den damaligen deutschen Vizemeister Werder Bremen.
Das bis dato letzte Punktspiel zwischen dem VfL Neustadt und dem FKP endete am 26. Dezember 1982 - damals wurde tatsächlich an Weihnachten gespielt - mit 2:4. Dreifacher Torschütze für die Pirmasenser war der spätere FCK-Profi und WM-Teilnehmer Tom Dooley. Für den VfL trafen vor 1200 Zuschauern Spielertrainer Peter Schlegel und Volker Kempter nach Vorarbeit des unlängst gestorbenen Seppl Pirrung. Ein halbes Jahr später stieg Neustadt aus der Oberliga ab."
Quelle: Die Rheinpfalz, Neustädter Ausgabe vom 15.03.2011
1958, 1959, 1960 und 1962 erreichte der FKP die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft, war also stets national unter den acht Top-Teams.Und warum spielten wir nicht in der Bundesliga, verehrter DFB, sondern eine andere Mannschaft, die in diesen Jahren immer hinter uns stand, manchmal sogar weit hinter uns???