Beitragvon Mentis » So 22. Mai 2022, 13:57
Was die Mannschaft gestern in diesem unfassbar wichtigen Spiel gezeigt hat, war einfach nur enttäuschend. Das muss man ganz klar sagen. Ich bin mir nicht sicher, ob da die Einstellung während der 90 Minuten und auch schon im Vorfeld gestimmt hat. Mainz war deutlich besser, auch ohne wirklich überragend zu spielen. Mir fehlte da leider der absolute Wille, wie wir ihn beispielsweise in den Spielen gegen Villingen oder dem zweiten Verbandspokalspiel gegen den FCK gesehen haben. Zur Unfairness aufzurufen liegt mir fern, aber dass es in der kompletten Partie nur zwei gelbe Karten gegeben hat, sagt auch vieles über den Spielcharakter aus.
Klar ist aber auch, und das wird in der Analyse hier und anderswo vergessen: Hinterher ist man immer schlauer. Viele, die jetzt den Rauswurf oder Rücktritt von Kevin Stotz wünschen, forderten vor einem halben Jahr – zu Recht – den Rausschmiss von Patrick Fischer. Und sie werden auch beim nächsten und übernächsten Trainer eine Entlassung fordern, wenn es sportlich nicht läuft. Diese Fokussierung im Fußballgeschäft auf den Trainer finde ich seit Jahren schlimm. Man schaue sich nur mal die irrwitzige Situation derzeit in der Bundesliga an. Aber, um es ganz klar zu sagen, auch ich bin der Meinung, dass gestern auch von Trainerseite Fehler gemacht wurden. Sachliche Kritik ist angebracht. Um die richtigen Lehren daraus zu ziehen, bin ich nicht der Richtige. Da fehlt mir einfach die Fachkompetenz, was die Trainingsarbeit angeht. Deswegen fordere ich hier auch nichts, weil ich mich schlichtweg nicht auskenne.
Aber viele sind wohl noch aus den Zeiten mit Peter Tretter verwöhnt. Der Trainerposten war bei uns über Jahre hinweg völlig richtigerweise nie ein Thema. Obwohl man bei den unfassbar erfolgreichen letzten Jahren unter Tretter auch nicht vergessen darf, dass nicht immer alles wie an der Schnur gezogen gelaufen ist. Auch da gab es Höhen und Tiefen. Das ist aber auch völlig normal. Das Problem ist nur, dass wir seit seinem Weggang eher in den Tiefen verharren, mit wenigen bis gar keinen Höhepunkten.
Jetzt hier auch noch die Generalabrechnung zu machen und einmal mehr seine Chance zu nutzen, den kompletten Vorstand plus Aufsichtsrat vom Hof zu jagen, war nach der Niederlage zu erwarten. Wenn man diese persönliche Meinung hat, ist das legitim (es tut mir leid, dass ich immer wieder andere Meinungen ausdrücklich verteidigen muss, aber man läuft hier im Forum ja sonst sehr schnell Gefahr, von den Leuten, die andere Meinungen selbst eben nicht akzeptieren, anschließend einen auf den Deckel zu bekommen. Deswegen schreibe ich lieber einmal zu viel, dass ich nach diesem grauenhaften Pokalfinale alle Meinungen verstehen kann, sie aber nicht unbedingt teilen muss, gänzlich oder in Teilen).
Der Vorstand hat sich im Winter von Patrick Fischer getrennt, als der Druck von Außen schon unfassbar groß war. In meinen Augen kam die Entscheidung auch ein paar Wochen zu spät. Man hat dann zur Winterpause, wo es nicht gerade viele Interessenten gibt, eine Lösung gefunden, die letztlich auch finanziell tragbar sein muss. Ich war von Kevin Stotz überzeugt, fand es super, dass es frische Impulse von Extern gibt. Neue Methoden, einfach mal raus aus dem Trott. Es hat letztlich (bisher) nicht funktioniert: Abstieg und Pokalfinale verloren. Das weiß man aber vorher nicht! Es war ein Versuch Wert – ist es vielleicht weiterhin, wie gesagt, ich Maße mir kein dezidiertes Urteil über eine Trainertätigkeit an – und jetzt rückblickend wieder einmal auf alles draufzuhauen, finde ich unsportlich. Ich bin kein Fußballtrainer, war nie ein Fußballtrainer und weiß nicht, wie die Tätigkeit als Fußballtrainer ausschaut. Punkt.
Übrigens, wie gestern in den Gesprächen mit anderen FKP-Fans häufig passiert, die Rechnung aufzumachen, wo wir punktemäßig bei der Fischer-Entlassung standen und was dann folgte, finde ich falsch. Eine Saison ist am Ende immer die Summe vieler Teile. Nach dem letzten Spieltag wird der Strich drunter gemacht. Vorher nicht! Punkte, die man sich im Herbst „zusätzlich“ erspielt, werden benötigt, um in Frühjahr mal eine Delle von ein paar Wochen auszugleichen. Der super Saisonstart hat uns beispielsweise nicht automatisch zum einem Titelkandidaten gemacht, sondern war einfach ein bereits eingespieltes Polster, welches natürlich in den Folgewochen dann auch weniger wurde – und am Ende zu klein. So eine Fußballsaison ist mehr als die Addition von Punkten. Aber auch mir fehlt ganz klar die sportliche Entwicklung. Diese kann ich nicht erkennen.
Ich sehe auch die Mannschaft in der Pflicht. Hier scheint wohl vieles nicht zu stimmen, was man seit Wochen so bei seinen Spielbesuchen auf der Tribüne hört. Ob das alles auch so ist, ist aber die Frage, da bin ich zu weit weg. Ich finde, die Spieler sollten jetzt mal zwei Wochen runterkommen und sich dann im Brauhaus zusammensetzen und mal schonungslos analysieren, was falsch gelaufen ist, und wie es in der Oberliga nun weitergehen soll. Da müssen die Karten mal auf den Tisch und ich glaube, unsere Führungsspieler können in solchen Gesprächen auch nochmal allen klarmachen, um was es hier beim FKP geht. Wenn solche klärenden Gespräche nicht passieren, sehe ich nur mit Sorgen auf die kommende Saison.
Vom Spiel gestern bin ich maßlos enttäuscht, ich weiß aber auch, dass mich die Mannschaft auch schon total begeistert hat. Wir brauchen mehr von der Begeisterung, weniger von der Enttäuschung. Es waren viele FKP-Fans in Weingarten. Diese haben sich nach der schlechten Saison nochmal aufgerafft, sind in die Vorderpfalz gefahren, haben sich stundenlang in die pralle Sonne gestellt. Ich habe den Eindruck, dass die Einstellung bei den Fans nicht die gleiche war, wie die Einstellung der Mannschaft. Und es tut mir weh, das zu sagen.
Nutzen wir jetzt die Zeit, um kritisch auf allen Eben zu analysieren. Die Lehren ziehen dann andere, nicht ich, nicht die User hier im Forum oder auf Facebook, nicht die Zeitung. Es gilt, sich für die Oberliga jetzt gut aufzustellen. Ich muss dann nicht alles gut finden, aber ich hoffe, dass ich das Gefühl habe, dass zumindest alle Fragen vereinsintern diskutiert wurden. Das Finale gestern ist vielleicht nochmal ein letzter Weckruf. Leider einer, der sehr viel Fan-Kredit, bundesweite Reputation und letztlich auch eine große Menge Geld gekostet hat.
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